Wachstumsbarrieren

Die deutsche Wirtschaft brummt. Es läuft nicht nur in vielen Konzernen rund, sondern auch bei vielen mittelständischen Unternehmen. Darunter sind viele kleinere und mittlere Unternehmen mit bis zu 250 Beschäftigten (KMU), die laut statistischem Bundesamt mit 41% der Erwerbstätigen mehr Mitarbeiter in Summe als Großkonzerne beschäftigen. Jedoch leiden diese kleineren und mittleren Unternehmen, die das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bilden, zunehmend unter Wachstumsbarrieren, welche ein weiteres Wachstum limitieren.

Von Unternehmen zu Unternehmen unterscheiden sich die Wachstumsbarrieren. Im Folgenden greifen wir die aus unserer Sicht häufigsten auf.

Welche Wachstumsbarrieren sind das?

Kapital
Oft gelingt es nicht, genügend Kapitalreserven aufzubauen und eine knappe Finanzierungsdecke steht dem weiteren Wachstum im Wege. Viele unterschätzen, wieviel Kapital erforderlich ist, um bestimmte Wachstumsbarrieren überwinden zu können. Dabei sind oft strukturelle organisatorische Investitionen zu treffen, die dann ein wieteres Wachstum zwingend erforderlich machen. Es geht darum, qualifizierte und gute Mitarbeiter zu gewinnen, in neue Produkte zu investieren und dafür das Marketing und den systematischen Vertrieb auszubauen.

Finanzen und Controlling
Know-how im Bereich Finanz- und Controlling wird mit zunehmender Unternehmensgröße immer wichtiger. Verlässliche Daten in der Auftragskalkulation setzt eine konsequente Nachkalkulation von Aufträgen voraus. Nur so kann aus jedem abgewickelten Auftrag für die Kalkulation von Neuen gelernt werden.

Womit verdienen wir wieviel?
Dies ist hier die Schlüsselfrage. Es beginnt aber auch schon bei Themen wie Zahlungsbedingungen und Außenstände. Wir erleben immer wieder das Zahlungsbedingungen nicht im Einklang mit dem abbildbaren Finanzierungsrahmen stehen oder Außenstände nicht konsequent eingefordert werden. Beispielsweise gilt es Außenstände einzufordern nicht als unmoralisch, sondern wird in der Regel als professionell wahrgenommen. Dass das wichtig ist, wissen wir alle, nur an der Umsetzung und konsequenten Einhaltung hapert es leider immer wieder.

Strukturen – Fabrik, Anlagen und Maschinen

Anforderungsgerechte Strukturen sind gefragt, die die Basis für das weitere Wachstum bilden. Industrie 4.0 ist in aller Munde. Kleinere und mittlere Unternehmen sollten hier überlegt vorgehen und dort investieren, wo es sinnvoll ist. Die Kunst ist es genau die für das definierte Geschäftsmodell richtigen Strukturen zu schaffen.

Prozesse und Systeme
Immer wieder sehen wir Prozesse und Systeme, die nicht an das Wachstum angepasst wurden. Veraltete ERP-Systeme, Prozesse die zu aufwändig und intransparent sind oder Systembrüche mit Doppeleingaben und inkonsistente Daten. Dies kennen wir alle. Heute gibt es gerade für kleinere und mittlere Unternehmen immer mehr interessante ERP-Lösungen. Selbst SAP oder Microsoft ist je nach Branche und Systemhauslösung interessant.

Organisation und Mitarbeiter
Der Fachkräftemangel ist auf allen Ebenen bei vielen mittelständischen Unternehmen angekommen und eine wirkliche Herausforderung. Viele größere Unternehmen machen ein Emloyer Branding und schaffen organisatorische Rahmenbedingungen, welche viele Bewerber anzieht. In unseren Vorlesungen bei den Wirtschaftsingenieuren der Hochschule Ulm fragen wir immer nach den bevorzugten Arbeitgebern. Dabei stehen die großen Namen wie Audi, BMW, Daimler und Porsche schnell im Raum, obwohl sich gerade in Süddeutschland viele kleinere Unternehmen, welche Hidden Champions in ihrer Branche sind, nicht verstecken müssen. Auch jedes KMU hat seinen Reiz und die Aufgabenspektren der Mitarbeiter sind in der Regel umfassender als bei vielen Konzernen.

Marketing und Vertrieb
Last but not least ist die Gewinnung von neuen Kunden und die professionelle Bestandskundenpflege auch im Mittelstand das A und O.
Es liegt nicht daran, dass innovative Produkte fehlen oder beeindruckende Problemlösungen geschaffen werden. Es sind die Fragen: Wem will ich was verkaufen? Wem kann ich das noch verkaufen? Welcher Nutzen entsteht? Welche Kundenprobleme werden damit gelöst? Wie können diese als Verkaufsvorteile genutzt werden? Diese Fragen werden leider oft nicht gestellt.

Wie können wir es anpacken? Was wollen wir als erstes anpacken?

Wir empfehlen, eine individuelle Wachstumsstrategie zu entwickeln und umzusetzen. Hier ist es entscheidend, dass wir uns nicht zu viel auf einmal vornehmen. Es ist niemandem damit geholfen, schöne Konzepte zu machen, die dann aus Kapazitäts- oder Kapitalgründen nicht umgesetzt werden können. Es gilt das Motto: „Weniger ist mehr, wenn es umgesetzt ist.“